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Was essen wir morgen?

Wussten Sie, dass die fünf grössten Fleisch- und Molkereikonzerne für mehr Treibhausemissionen als die Ölkonzerne Exxon-Mobil, Shell oder BP verantwortlich sind? Zu diesem Ergebnis kommt eine aktuelle Studie des Institute for Agriculture and Trade Policy (IATP) sowie der Umweltorganisation Grain. Sollte der Fleischkonsum im gleichen Tempo wachsen wie bisher, dann müssen wir oder unsere Kinder zusehen, wie der gesamte Viehbestand bis 2050 ca. 80 Prozent des Treibhausgasbudgets der Erde verbraucht.

DAS KLIMA HAT UNSEREN FLEISCHHUNGER SATT.

Bereits auf dem Klimagipfel 2015 in Paris verständigte man sich darauf, dass auch die Nahrungsmittelbranche Emissionen reduzieren muss. Aber verpflichtende Grenzwerte oder messbare Zielvorgaben wurden nicht formuliert. Und so sind kurzfristige Wachstumsziele weiterhin wichtiger als nachhaltige Klimaziele.

Die gute Nachricht: Industrie, Forschung und Technik lecken sich die Lippen nach Alternativen und vor allem nachhaltigen Ernährungsformen. Die mögen Gewohnheitsmenschen vielleicht etwas seltsam vorkommen. Aber die Kartoffel wurde ja auch erst einmal verschmäht.

NEUE PROTEINQUELLEN: INSEKTEN UND HÜLSENFRÜCHTE

Eiweissreich, aber anspruchslos bei Futter, Aufzucht und Platz sind Insekten. Als Futterstoff für die Tier- und Fischhaltung gelten sie als nachhaltige Alternative. Seit 2016 sind in der EU Insekten als Lebensmittel zugelassen, seither wachsen auch die Marktpotenziale für Mehl, Snacks, Nudeln oder Fleischersatz. So verkündete im Frühjahr 2018 z. B. IKEA, gemeinsam mit dem Innovationslabor Space10 an einer nachhaltigen Speisekarte zu arbeiten, auf der u. a. «Neatballs» – eine Art Kött bullar aus Mehlwürmern – angeboten werden sollen.

Ebenfalls proteinreich sind Hülsenfrüchte wie Linsen, Bohnen, Erbsen oder Lupinen, die weniger Wasser und Dünger als Getreide benötigen. Sie werden gerade wieder als Grundnahrungsmittel, aber auch als alternative Futtermittel entdeckt.

DAS GEMÜSE AUS DEM WASSER: ALGEN

30 Millionen Tonnen werden bereits aus den Meeren gefischt. Protein- und mineralstoffreich kommen Algen nicht nur als Salat, sondern auch als Fleischersatz, natürlicher Farbstoff oder Verdickungsmittel bis hin zum Ei-Ersatz in die Töpfe. In sogenannten Photobioreaktoren gezüchtete Mikroalgen können zum Beispiel auch an Hauswänden installiert werden – willkommen beim Urban Farming.

Hat mein Portfolio Zukunft?

  • Ist mein Vermögen in die Zukunft investiert? 
  • Welche Risiken (Umwelt, alte Technologien, Greenwashing) hat mein Portfolio?
  • Welchen Footprint hat mein Vemögen?

NEUE TECHNOLOGIEN ERWEITERN DEN KULINARISCHEN HORIZONT

Gesundheit, Umwelt und Ernährung sind untrennbar verbunden und ein Treiber für die zelluläre Landwirtschaft. Biotechnologie, die mittels Hefen, Bakterien, Algen oder tierischer Zellen zum Einsatz kommt, erschliesst neue Nahrungsmittel für Mensch und Tier. Gentechnologie gewinnt mehr Akzeptanz, wenn sie transparent und klimafreundlich arbeitet. Die «Fermenter-Methode» produziert heute schon Milch gänzlich ohne Kühe.

Auch die Herstellung von texturierten pflanzlichen Proteinen als Fleischersatz wird immer ausgefeilter und schmackhafter. Blockchain-Technologie für ein sicheres Lebensmitteltracking, KI, die personalisierte Ernährungspläne macht, Smartwatches, die den Blutzuckerspiegel messen, oder 3D-Drucker, die als Küchenmaschinen komplette Menüs ausgeben: Das sind erst die Appetizer einer zukunftsorientierten gesunden und gerechten Ernährung.

MIT «HÄMBURGER» GEGEN DEN KLIMAWANDEL

Forscher haben Häm entdeckt, ein pflanzliches Molekül, das gebratenem Fleisch zu seinem charakteristischen Geschmack verhilft. Auf dieser Basis werden in den USA bereits vegetarische Hamburger verkauft, die vom Original aus Rindfleisch kaum zu unterscheiden sind. 

DAS DESSERT: UNSER ESSVERHALTEN

Eine Studie der University of Oxford prognostiziert, dass die Treibhausgasemissionen bis zum Jahre 2050 um zwei Drittel reduziert werden könnten, wenn alle Menschen sofort auf Fleisch verzichteten. Diesen Schnitt werden wir wohl nicht schaffen, aber vielleicht geniessen wir in Zukunft einfach mehr persönliche Verantwortung. Guten Appetit!